Geschichte

Der Name Welzow (Welcze) wird erstmals am 12. Dezember 1547 im Spremberger Stadtbuch erwähnt. Oft ist noch fälschlicher Weise die Jahreszahl 1280 zu finden. Vermutlich handelt es sich bei diesem Datum um einen früheren Schreibfehler, da zweifelsfreie Nachweise hierfür nicht existieren. Dass das ursprüngliche Dorf sorbischen Ursprungs ist, beweist nicht nur der Name, abgeleitet von „wjelk“, altniedersorbisch Welcze „ Siedlung in einer Gegend, wo es (viele) Wölfe gibt“. Auch die Anlage des Dorfes weist auf den sorbischen Ursprung hin. Das Wappen von Welzow, das die Gemeinde Welzow seit 1934 führen darf, zeigt die Wirtschaftszweige, die die Entwicklung von Welzow entscheidend beeinflußt haben: Landwirtschaft, Bergbau und Glasindustrie. Das Wappen ist in den niederlausitzer Farben Silber und Rot gehalten.

Die Landwirtschaft trat in den Hintergrund, als um 1850 auch in Welzow Braunkohle gefunden wurde. Bald wurden die Braunkohlenfelder der "Eintracht AG" eröffnet und Brikettfabriken in Welzow gebaut. 1905 verlegte schließlich die "Eintracht AG" ihren Verwaltungssitz von Berlin nach Welzow. Der Bau einer Abraumförderbrücke im Jahre 1930 brachte einen gewaltigen Fortschritt für den Kohlenbergbau am Standort. Die Brikettproduktion erlebte 1929 nach dem Bau von vier Brikettfabriken ihren Höhepunkt. Nach 1990 sank der Absatz Lausitzer Braunkohlenbriketts. Die letzte Welzower Brikettfabrik wurde 1992 stillgelegt. Alle Brikettfabriken sind inzwischen abgerissen. Auf dem Gelände der Brikettfabriken I und II entwickelte sich ab 1959 der "VEB Braunkohlenbohrungen und Schachtbau Welzow" als Hilfsbetrieb und Generalauftragnehmer für die Braunkohlenindustrie. Er war der größte Betrieb der Stadt und beschäftigte mehr als 4.000 Mitarbeiter. Ein weiterer, für den Industriezweig bedeutender Betrieb war die in Welzow eingerichtete "Zentralwerkstatt", verantwortlich für Reparatur- und Montageleistungen in den Braunkohlenrevieren.

Als Begleitrohstoff der Braunkohlenförderung wurden die feinen Glassande geschätzt. In und um Welzow entstanden mehrere Glashütten. In Welzow wurden erbaut: 1891 die Germaniahütte, 1895 die Bismarckhütte und 1897 die Thomashütte. Alle drei Hütten existieren nicht mehr bzw. sind nur noch in Resten vorhanden. Die Gebäude der Germaniahütte werden als Montageräume genutzt, ein ehemaliges Verwaltungsgebäude der Bismarckhütte beherbergt die kleine Gaststätte mit Pension "Alte Hütte".

In den 1920er Jahren erfolgten nachweislich die ersten Aktivitäten auf dem Welzower Flugplatz. Bereits 1935 wurde der Fliegerhorst für militärische Zwecke ausgebaut. Im April 1945 wurde der Fliegerhorst dann von der Roten Armee übernommen und weiter zu einem großen Militärflugplatz entwickelt. Heute wird das Gelände als ziviler Verkehrslandeplatz genutzt.

Trotz des Rückganges der Industrie hat Welzow noch Sehenswertes zu bieten. In geringer Entfernung befinden sich das Lausitzer Seenland, eine aus ehemaligen Tagebauen entstandene zusammenhängende Seenlandschaft. Dabei sind die Seen mit schiffbaren Kanälen untereinander verbunden und ermöglichen eine breite Vielfalt an Wassersportaktivitäten. Welzow selbst verfügt über eine attraktive Badeanstalt, die in den Sommermonaten rege genutzt wird. Das ehemalige "Haus der Jugend", ist heute ein gepflegtes Hotel (City Hotel) mit Restaurant. Das alte Welzow ist noch an der Dorfaue erkennbar. Hier findet sich die im barocken Stil erbaute Dorfkirche, der idyllische Schwanenteich, sowie das Kultur- und Gemeindezentrum "Alte Dorfschule". Im neueren Welzow weisen diverse Klinkerbauten darauf hin, das man während des Kohleabbaus den Begleitrohstoff Ton zur Herstellung von Klinkern nutzte. Zeugnisse dafür sind insbesondere die Gebäude der Puschkinschule, der ehemaligen Hauptverwaltung der Eintracht AG, das Rathaus und das denkmalgeschützte alte Feuerwehrdepot am Marktplatz.

Wirtschaftlich ist noch heute der Braunkohlenbergbau ein wichtiges industrielles Standbein. Vor den Toren der Stadt befindet sich der Tagebau Welzow-Süd mit einem jährlichen Produktionsvolumen von mehr als 20 Millionen Tonnen Braunkohle. Diese gewonnene Kohle wird im nahegelegenen Kraftwerk "Schwarze Pumpe" zu Strom und Wärme veredelt.

Auch touristisch hat sich der Tagebau zu einem bedeutenden Anziehungspunkt in der Region entwickelt. Ausgehend von Welzow, der "Stadt am Tagebau", sind hier ungewöhnliche Einblicke sowohl auf die überdimensionale Großgerätetechnik als auch in eine Landschaft im stetigen Wandel garantiert. Anlaufpunkt für Gäste ist dabei das excursio Besucherzentrum im ehemaligen Bahnhof der Stadt. Von hier aus starten täglich verschiedene interessante Touren und Führungen in den Tagebau, das Kraftwerk Schwarze Pumpe oder die Bergbaufolgelandschaft mit neu geschaffenen Weinbergen.

Im Archäotechnischen Zentrum Welzow bieten sich den Gästen der Stadt außerdem spannende Einblicke in die Vor- und Frühgeschichte unserer Zeit. Ausgehend von Funden und Ausgrabungen im Tagebauvorfeld, wird in einer vitrinenfreien Ausstellung sowie in thematischen Workshops anschaulich über das Thema Mensch-Holz-Archäologie informiert.

 

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